Schwarze Schwäne in der IT
Die Zeitschrift für Informations-Sicherkeit <kes> berichtet.
„Um den heute alltäglichen Cyber-Herausforderungen als Unternehmen begegnen zu können, bedarf es eines spezifisch abgestimmten Maßnahmen- und Methodenpakets, das neben reinen Sicherheitsvorkehrungen des IT-Grundschutzes auch eine Antizipationsfähigkeit nicht-berechenbarer Ereignisse im Rahmen einer präventiv vorbereiteten Ereignisbewältigung (BCM) umfasst. Das Institut für Business Continuity & Resilience Management e. V. misst solchen Herausforderungen eine hohe Bedeutung bei und veranstaltet vor diesem Hintergrund im März 2020 seine 3. Fachkonferenz mit dem Titel „Die Macht des Black Swan – unwahrscheinliche Ereignisse mit weitreichenden Folgen für unternehmerische Resilienz“.
Bevor die Engländer Australien entdeckten, war man der festen Überzeugung, dass alle Schwäne weiß wären. Als man erstmals einen schwarzen Schwan zu Gesicht bekam, stellte sich eine ein Jahrhundert alte Annahme plötzlich als fehlerhaft heraus. Der Begriff des „schwarzen Schwans“ dient seither laut dem Philosophen und Mathematiker Nassim Nicholas Taleb als eine Metapher für ein Ereignis, das äußerst selten und unwahrscheinlich ist. Der Untergang der Titanic, die Erfindung des Penicillins oder die Insolvenz der US-amerikanischen Investmentbank Lehmann Brothers sind alles Schwarze-Schwan-Ereignisse, die entgegen vertretener Theorien und Erwartungen eingetreten sind – und aufgrund dessen besonders herausragende Auswirkungen hatten.
Der Mensch an sich kommt mit derartigen Vorkommnissen nicht gut zurecht, da das Gehirn darauf fokussiert, das Bekannte und Sichtbare wahrzunehmen. Der erste Schritt ist daher die Bereitschaft, überhaupt anzuerkennen, dass wir in einer Zeit der schwarzen Schwäne leben. Das ist von großer Bedeutung, damit nicht die Existenz von unwahrscheinlichen und plötzlich auftretenden Ereignissen als gedankliche Legitimierung dafür genutzt wird, dass jegliche Formen von Vorahnungen und Vorbereitungen unmöglich seien.
Taleb benennt in seinem Buch „Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse“ verschiedene Wahrnehmungs- und Einstellungskonstellationen, die im Ergebnis durch eine Verzerrung der objektiven Wahrheit eine individuelle Blindheit gegenüber schwarzen Schwänen begünstigen können. Im Falle der „Roundtrip-Verzerrung“ hält ein Mensch etwa das für ihn Sichtbare für wichtig und richtig – umgekehrt werden Dinge, die er nicht wahrnehmen kann, auch als nicht relevant eingestuft. Solchen Verzerrungen ist entgegenzutreten, um auf undenkbar erscheinende Szenarien vorbereitet zu sein. Wie das zu bewerkstelligen ist, wird Thema eines Vortrags auf der IBCRM-Konferenz sein.
Im Rahmen der Konferenz soll zudem eine kritische Betrachtung unwahrscheinlicher Ereignisse und ihrer weitreichenden Folgen auf die unternehmerische Resilienz auf einer Podiumsdiskussion erfolgen. Weitere Vorträge zur „Black-Swan-Theorie“ wollen inhaltlich die Vorhersagemöglichkeiten derart unwahrscheinlicher Ereignisse sowie eine passende Ausrichtung des Risikomanagements behandeln.
Expertenforum im Januar
Ein schon 2018 durch den IBCRM e. V. initiiertes Expertenforum hat den Anspruch adaptiv die neusten Entwicklungen im Kontext von Business-Continuity- und Resilience-Management aufzugreifen und biete gleichzeitig eine interdisziplinäre Plattform für einen inhaltlichen Expertenaustausch. Die nächste Auflage des Expertengesprächs soll sich unter anderem damit befassen, branchenübergreifend verschiedene Thesen aus dem Bereich der Black-Swan-Theorie zu diskutieren – dabei sollen durch einen Perspektivwechsel neue Ansatzpunkte vor dem Hintergrund der Berechenbarkeit unwahrscheinlicher Ereignisse erlangt werden. Das Expertenforum ist für interessierte Fachleute aus Unternehmen und Behörden, die sich aktiv einbringen möchten.“
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Quelle: www.kes.info, 10.12.2019